Das iPhone XS im Test
Viel Lärm um wenig? Wir haben genau hingeschaut, was das iPhone XS in der Praxis zu bieten hat.
Viel Lärm um wenig? Wir haben genau hingeschaut, was das iPhone XS in der Praxis zu bieten hat.
Der Sternenstaub der Apple-Keynote ist verflogen – Zeit, das iPhone XS zu testen. Die entscheidende Frage lautet: Schafft es das XS, den im Vergleich zum Vorgänger höheren Preis zu rechtfertigen?
Aber erst mal die harten Fakten zu den zwei Varianten des XS:
iPhone XS:
Größe: 5,8-Zoll-Display
Preis: 64 GB für 1.149 Euro, 256 GB für 1.319 Euro und 512 GB für 1.549 Euro
Farben: Silber (Weiß), Space Grau und Gold
iPhone XS Max:
Größe: 6,5-Zoll-Display
Preis: 64 GB für 1.249 Euro, 256 GB für 1.419 Euro und 512 GB für 1.649 Euro
Farben: Silber (Weiß), Space Grau und Gold
Zu den Unterschieden zwischen den beiden Varianten vorweg: Bis auf die Größe gibt es keine. Zur Usability des größeren XS Max kommen wir später.
Die wesentlichen Änderungen, die mit dem X im September 2018 eingeführt wurden, sind auch beim iPhone XS an Bord: FaceID, das an den Seiten randlose OLED-Display, neue Gestensteuerung in iOS. Wenn du also das iPhone XS das erste Mal in den Händen hält, weißt du im Grunde, wie du es zu bedienen hast – vorausgesetzt, du hast Erfahrung mit dem Vorgänger.
Wenn du dich mit dem iPhone XS durch iOS 12 navigierst, wirst du schnell feststellen, dass Prozesse wie das Starten von Apps oder die Gesichtserkennung nun schneller vonstattengehen. Das hängt mit dem neuen A12-Bionic-Chip mit neuer GPU und stark verbesserter Neural Engine zusammen. In unserer Vorstellung des neuen iPhones sind wir näher auf die Features der Prozessoren eingegangen.
Grundsätzlich ist es so, dass momentan kein Hersteller an die Performance des XS herankommt. In der Praxis wird es allerdings darauf ankommen, ob und wie schnell Apps die Kapazitäten des iPhone XS tatsächlich ausnutzen können. Positiv fällt jetzt schon auf, wie sparsam das XS arbeitet: Selbst bei intensiver Nutzung hält der Akku 12 Stunden durch. Das XS Max ist sogar noch etwas ausdauernder als die Kompakt-Variante.
Das OLED-Display hat sich im Vergleich zum Vorjahr im Grunde nicht verändert. Abgerundete Ecken, ein schmaler Rand und oben eine Aussparung für die Frontkamera (Notch). Ob das Glas, wie von Apple angekündigt, im Vergleich zum Vorgänger kratzresistenter ist, muss sich im längerfristigen Praxistest erst herausstellen.
Verbesserungen gibt es dagegen bei FaceID. Du kannst in iOS 12 die Freischaltung für eine zweite Person über FaceID einrichten. Einige Schwächen konnte FaceID allerdings nicht ablegen. Im Landschaftsmodus funktioniert die Erkennung nach wie vor nicht und sie versagt auch, wenn du das iPhone XS zu nah ans Gesicht hältst.
Bei den Kameras des XS sind bemerkenswerte Fortschritte zu verzeichnen, und das, obwohl die Hardware weitgehend unverändert geblieben ist. Wie beim Vorgänger ist eine 7-Megapixel-Kamera verbaut, die sogar die gleichen Werte bezüglich der Blende aufweist (f/2.2) – hinten ist unverändert eine 12-Megapixel-Tele-Kamera (Blende f/2.4) integriert.
Verbessert hat sich dagegen die Weitwinkelkamera des Dual-Kamera-Systems, auch wenn die Spezifikationen gleich geblieben sind (12 MP und f/1.8). Allerdings sind die einzelnen Pixel größer und lichtempfindlicher.
Zudem hat Apple die Software für das Kamerasystem weiterentwickelt. In Verbindung mit dem Hardware-Upgrade macht das ordentlich was her. Vor allem dank Smart HDR knippst du mit dem iPhone XS deutlich bessere Bilder als mit dem Vorgänger – insbesondere an den Kontrasten und Detaildarstellung in hellen und dunklen Bildbereichen wird der Unterschied deutlich. Große Freude bereitet auch das neue Feature für die Anpassung der Tiefenschärfe: Über einen Schieberegler lässt sich der Hintergrund einfach unscharf stellen.
Bei Smart HDR wird u. a. mithilfe der Neural Engine das ideale Bild aus mehreren Einzelaufnahmen errechnet. Wenn du ganz genau hinschaust, wirst du allerdings auch einen Verlust an Details erkennen – vor allem dann, wenn du das Bild heranzoomst. Nicht zuletzt deswegen dürfte umstritten bleiben, welches Smartphone die beste Kamera besitzt: das iPhone XS oder das Google Pixel 2 XL.
Wenn du nicht gerade Hände wie Bratpfannen hast, wirst du für bestimmte Gesten das iPhone XS mit beiden Händen bedienen müssen. Ein Kritikpunkt in Sachen Usability ist außerdem die Software- und App-Abstimmung auf das größere Display. Häufig werden die einzelnen Elemente einfach nur größer dargestellt, was teilweise überdimensioniert wirkt.
Im Homescreen oder bei Apps wie Instagram und Gmail hätte das besser gelöst werden können. Zum Beispiel hätten die Entwickler zusätzliche Elemente (wie eine weitere Icon-Leiste im Homescreen oder eine zusätzliche Sidebar in Apps) integrieren können.
Das Zubehör war schon beim Vorgänger einer der wesentlichen Kritikpunkte. Leider ist beim iPhone XS keine Besserung zu verzeichnen, im Gegenteil: Weiterhin muss man sich das nicht gerade günstige Schnellladekabel extra kaufen, außerdem wird der Adapter für Klinke auf Lightning nicht mehr mitgeliefert. Willst du also deine alten Kopfhörer weiterhin nutzen, musst du dafür 10 Euro hinlegen.
In diesen Bereichen hat sich beim iPhone XS ebenfalls etwas getan:
Schon bei der Keynote hat Apple den Stereo-Lautsprechern viel Zeit eingeräumt. Das kam einigen etwas überzogen vor. Tatsächlich aber ist der Sound des XS bemerkenswert kraftvoll und klar.
Mit wireless Qi-Ladegeräten lässt sich das iPhone XS schneller als zuvor aufladen.
Das Gehäuse ist gegen Staub und Wasser resistenter als das des Vorgängers (IP68 statt IP67).
Dual-SIM ist für Europa mit eSIM-Funktion umgesetzt, einen Steckplatz für eine zweite SIM-Karte gibt es nicht.
Die Performance ist dank neuem Chip herausragend und aktuell auf dem Markt konkurrenzlos.
Das OLED-Display hat sich nicht verändert, ist aber nach wie vor eine Klasse für sich.
Die Bedienung des iPhone XS Max bereitet mit kleinen Händen und bei bestimmten Gesten Probleme.
FaceID lässt sich für eine zweite Person einrichten.
Der neue Smart-HDR-Modus bedeutet einen echten Fortschritt im Vergleich zum Vorgänger.
Insgesamt sind die Änderungen zum Vorgänger eher punktuell.
Titelbild: ©Apple